Wohnen statt Waffen! Zusammenschließen gegen Verdrängung und Mietenwahnsinn

Am 30.04.2024 trugen wir den Protest gegen Krieg, Sozial- und Grundrechtsabbau bei unserer jährlichen Demonstration, dem Vorabend des 1. Mai, auf die Straße in unserem Wedding. Der Kampf für bezahlbaren Wohnraum und ein Leben ohne Angst vor Nebenkosten-Abzocke oder Verdrängung, bleibt leider auch in diesem Jahr eine der drängendsten Fragen.

Das Vertrauen in den Berliner Senat ist nicht erst seit der Sabotage des erfolgreichen Volksentscheids von 2021 zur Enteignung und Vergesellschaftung großer Immobilienunternehmen nachhaltig gestört. Die enge Kooperation zwischen Immobilienlobby und Parlamente ruiniert das Leben der Mehrheit der Berliner:innen bereits seit Jahrzehnten. Darum organisieren wir uns langfristig und unabhängig um im Alltag die ständigen Angriffe auf unsere Wohn- und Lebensverhältnisse abzuwehren und um als Mieter:innen eine eigene Stimme zu bilden. Das demonstrieren wir wieder, gemeinsam mit vielen anderen Berliner:innen, am 1. Juni 2024 bei der großen Demonstration gegen Mietenwahnsinn und Verdrängung, 14 Uhr ab Potsdamer Platz. Treffpunkt für Wedding, 13 Uhr ab Gesundbrunnen-Center.

Hier dokumentieren wir den Redebeitrag unseres Mieter:innennetzwerks „Mietenwahnsinn Nord“ vom 30. April:

Liebe Nachbar:innen und Passant:innen

wir gehen heute hier auf die Straße, weil wir sagen Schluss!
Schluss mit immer weiter steigenden Preisen,
Schluss mit immer weiter steigenden Mieten,
Und vor allem: Schluss mit dem Ausverkauf unserer Stadt!

Wir erleben tag-täglich wie unsere Häuser und Wohnungen von Spekulanten gekauft und weiterverkauft werden. Die Mieten werden in die Höhe getrieben, damit irgendein BWL-Arschloch sich noch einen Porsche kaufen kann!

Die meisten von uns müssen einen Großteil ihres Geldes dafür aufwenden, um ihre Miete aufzubringen und sparen an anderen Ecken. Für’s Alter Geld beiseitelegen? Vergiss es! Mit den Kindern in den Urlaub fahren? Kannst du knicken! Die Angst und Verzweiflung wächst mit jedem Brief der Hausverwaltung und die Politik tut nichts dagegen.

Ganz im Gegenteil!
Während Olaf Scholz Einhundert Milliarden Euro für die Bundeswehr ganz easy locker gemacht hat, wird beim Sozialen am Nötigsten gespart. Anstatt mehr Geld in den sozialen Wohnungsbau zu investieren, wird radikal der Rotstift angesetzt. Soziale Einrichtungen müssen schließen, weil der Berliner Senat ihr Budget zusammengestrichen hat – oder weil sie einfach keine Räume mehr finden, die bezahlbar sind. Das Sprengelhaus, der Kinderladen im Schillerkiez oder die Suchtberatung am Leopoldplatz sind aktuelle Beispiele dafür.

Währenddessen fahren Konzerne weiter Rekordgewinne ein und die Reichen werden immer reicher. Berlin droht wie andere europäische Großstädte zu werden: unbezahlbar für Normalverdiener:innen, eine Stadt der Reichen.

Aber wir werden das nicht hinnehmen.
Die Geschichte hat uns immer wieder gezeigt, wie wir etwas verändern können: nämlich wenn wir uns zusammenschließen und uns organisieren.
Bezahlter Urlaub, das Wahlrecht für Frauen, Kranken- und Rentenversicherung, Arbeitsschutz – all das haben Arbeiter:innen erkämpft, wenn sie sich zusammengeschlossen und gemeinsam für ihre Interessen gekämpft haben.

Und deshalb haben wir uns als »Mietenwahnsinn Nord« zusammengeschlossen, um uns mit unseren Nachbar:innen zu vernetzen und gemeinsam zu kämpfen. Aktuell unterstützen wir mehrere Hausgemeinschaften im Konflikt mit ihrem Vermieter. Denn Hausverwaltungen ist jedes Mittel Recht, um noch mehr aus den Mieter:innen rauszuquetschen, und die meisten Nebenkostenabrechnungen enthalten eklatante Fehler – natürlich immer zu Ungunsten der Mieter:innen. Gemeinsam konnten wir schon mehrere Tausend Euro von Hausverwaltungen zurückholen! Und zusammen gehen wir auch heute auf die Straße und fordern:

– Der Volksentscheid Deutsche Wohnen & Co Enteignen muss umgesetzt werden!
– Wohnen darf keine Ware sein – es braucht endlich einen wirksamen Mietendeckel!
– Räume für Soziales – keine Verdrängung von sozialen Einrichtungen mehr!
– 100 Milliarden Sondervermögen für Soziales statt für Rheinmetall und die Bundeswehr.

Wir arbeiten weiter – gegen Hausverwaltungen, Immobilienkonzerne und Investroren.
Schließt euch uns an, kommt zu unserem offenen Treffen. Zusammen holen wir uns die Stadt zurück. Rotfront!