An dieser Stelle veröffentlichen wir eine Stellungnahme der Koloniestraße 10, von Hände weg vom Wedding und solidarischen NABU Mitgliedern in Antwort auf ein Statement des NABU Berlins vom 08.01.2021. Der Originalartikel von Hände weg vom Wedding vom 05.01.2021 befindet sich nach diesem Statement.
Lieber NABU Berlin,
eure schnelle Reaktion erscheint uns zynisch. Als Nachbar*innen eure Hilfe brauchten, bliebt ihr stumm. Die Nachbarschaftsinitiative Koloniestraße 10 hatte euch bereits sämtliche natur- und artenschutzrelevanten Gutachten zugeschickt, ohne bei euch auf Interesse zu stoßen. Auch als NABU Mitglieder den Bundesverband des NABU auf das realitätsferne Gutachten des Rainer Altenkamp aufmerksam machten, kam keine Reaktion von euch. Doch, droht das eigene Image beschmutzt zu werden, werdet ihr aktiv.
Deshalb noch einmal zur Klärung:
Die Nachbarschaftsinitiative Koloniestrasse 10 kämpft für den Arten-& Vogelschutz und für eine lebenswerte Stadt, gegen zerstörerische Investorenträume.
Der Artikel von ‚Hände weg vom Wedding‘ zeigt auf, wie Hr. Altenkamp in diesem Konflikt Stellung bezieht durch sein Gutachten, welches den Artenschutz scheinbar bewusst außer Acht lässt – zugunsten von Profitinteressen. Der Artikel behauptet nicht, dass der NABU dieses Gutachten verfasst hätte. Es ist richtig, dass Hr. Altenkamp es im Rahmen seiner gutachterlichen Tätigkeit im Auftrag eines Investors verfasst hat.
Aber Rainer Altenkamp ist nun mal der 1. Vorsitzende des NABU Berlin. Und es ist davon auszugehen, dass er durch seine Arbeit für den NABU ein besonderes Vertrauen genießt in seiner gutachterlichen Tätigkeit. Gleichzeitig widerspricht das Gutachten des Herr Altenkamp, den anderen Gutachten, sowie der Einschätzung der Unteren Naturschutzbehörde, es gefährdet den Schutz von Flora und Fauna indem es Verbotstatbestände aus.
Unserer Meinung nach steht sein Gutachten klar im Widerspruch zu den Aufgaben eines Naturschutzverbandes. Damit müsste sich der Verband befassen und öffentlich Stellung beziehen. Statt mit erhobenem Zeigefinger Formulierungen zu kritisieren, sollte sich mit dem Inhalt der Kritik auseinandergesetzt werden.
Kulturhof Koloniestraße 10 e.V. i.G.
Hände weg vom Wedding
und solidarische NABU Mitglieder
Gefälligkeiten vom NaBu-Vorsitzenden für Investorenträume: der Streit um die Koloniestraße 10 geht weiter
Die Streitigkeiten um den Abriss und Bau von Microapartments in der Koloniestraße 10 gehen weiter: nachdem die Untere Naturschutzbehörde (UNB) den besonderen Wert des alten Remisenhofs für den Vogelschutz anerkannt hatte, ist der Vorsitzende des NaBu-Landesverbands Rainer Altenkamp nun anderer Meinung. Er gewährt den Investorenträumen im Wedding damit eine Gefälligkeit.
Seit den ersten illegalen Abrissversuchen Ende 2018 ist einiges geschehen in der Koloniestraße 10 – doch Ruhe kehrt nicht ein. Im Juni 2020 wurde erneut ein illegaler Abriss von Garagen und Kleingewerben geplant und vorbereitet. Aber zunächst zum Ursprung des Konflikts: Im Jahr 2016 wurde auf dem Nachbargrundstück der Koloniestr. 10 Mikroapartments errichtet. Laut Berichten der Anwohnenden wurden für die dort lebenden Vögel nicht wie vorgeschrieben Ausgleichs- und Kompensationsmaßnahmen geschaffen – also keine neuen Nist- und Brutplätze. Die Vögel siedelten sich daraufhin auf dem Gelände der Kolonie 10 an, weswegen die Bewohner*innen zahlreiche Vogelhäuser schufen. Seitdem sammeln sich dort jedes Jahr verschiedenste Vogelarten, was die Bewohner*innen gut dokumentiert haben. Diese Beobachtung wird auch von der Unteren Naturschutzbehörde geteilt. Diese hatte daher verfügt, dass ein Abriss nur mit Ausnahmegenehmigung geschehen darf.
Die zuständige Baufirma, der Bauleiter und der Investor Uhlmann wurden ausdrücklich durch die UNB darüber belehrt, dass für den Abriss eine Ausnahmegenehmigung der obersten Naturschutzbehörde notwendig ist. Der ungenehmigte Abriss von Gebäuden, in denen bekanntermaßen Vögel nisten, stellt in Deutschland eine Straftat dar. Durch die Belehrung der UNB ist die Baufirma gar nicht erst zum Abrisstermin im Juni 2020 erschienen.
Dafür hatte der Investor Uhlmann unerwartete Schützenhilfe mitgebracht: den NABU-Berlin-Vorsitzenden Rainer Altenkamp. Dieser behauptet, nach Aussage der Anwohnenden, dass sich im Hinterhof keine schützenswerten Vögel aufhielten.
Altenkamp widerspricht damit mehreren Gutachten, welche den Nachweis besonders geschützter Vogelarten belegen, dem Chiroptera-Gutachten zur Entdeckung der Mopsfledermaus und auch dem Standpunkt der Naturschutzbehörde. Während die Bewohner*innen die verschiedenen dort lebenden Vogelarten umfassend dokumentiert und fotografiert haben, fällt das Gegengutachten von Altenkamp eher knapp aus und ist das Ergebnis von zwei kurzen Beobachtungsrunden. Es handelt sich daher offensichtlich um ein Gefälligkeitsgutachten für einen exzentrischen Investor, der die Mieten hochtreibt und Menschen aus dem Kiez verdrängt.
Wieso Altenkamp (als angeblicher Naturfreund) für den Investor Romeo Uhlmann eine solche Aussage trifft und sich damit aktiv für die Zerstörung von Brut- und Nistplätzen einsetzt, bleibt unklar.
Klar ist, dass Investor Uhlmann versucht, Naturschutzmaßnahmen zu unterwandern, um den angestrebten Bau von Mikroapartments im Hinterhof der Koloniestraße 10 voranzutreiben. Zwar ist er bisher weder der rechtmäßige Eigentümer des Grundstücks, noch hat er eine Baugenehmigung für ein neues Gebäude; trotzdem versucht er bereits Tatsachen zu schaffen und die verbliebenen Anwohnenden massiv unter Druck zu setzen.
Diese sind seit Jahren widerständig und haben das von Uhlmann geplante Bauprojekt bereits um Jahre verzögert. Uhlmann „revanchierte“ sich bereits mit mehreren illegalen Versuchen, Teile der Gebäude im Hinterhof abzureißen. Es ist in nächster Zeit also wieder damit zu rechnen, dass eines Morgens Bauarbeiter auf dem Gelände stehen und versuchen, diesen illegalen Abriss umzusetzen.