Die Arbeitsbedingungen in der Sozialen Arbeit sind geprägt von niedrigem Einkommen, Befristung, Überbelastung und ständigen Kürzungen. Es liegt an uns als Sozialarbeiter*innen das zu ändern und für eine bessere Bezahlung und respektable Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Und es ist dringend. Im Zuge der aktuelle Krise werden die Kosten an uns Lohnabhängige weitergereicht. So schnellen beispielsweise die Preise für eine warme Wohnung, Miete und ein gesundes Essen immer weiter in die Höhe. Darum mehr denn je: Geld her für würdigere Löhne!
Am 15. September findet am Vormittag eine Anhörung im Berliner Abgeordnetenhaus statt, zur Lage bei den freien Trägern. Über einen Fachausschuss soll das Thema „TV-L für alle“ an die verantwortliche Politik getragen werden. Dies nehmen wir zum Anlass, als solidarische Kolleg*innen aus dem Solidaritätstreff zusammen zu kommen und uns für dieses Anliegen von unten einzusetzen. Vor der Anhörung werden wir daher gemeinsam lautstark unserem Protest Ausdruck verleihen und gegenüber den Politiker*innen klar machen: TVL- für alle Beschäftigten bei freien Trägern!
Im Gegensatz zu vielen Bereichen der Produktion ist die Soziale Arbeit immer schon schlechter bezahlt und wir als Kolleg*innen sind schlecht organisiert gewesen. Das Helfer*innen-Verständnis und die damit verbundene ständige Bereitschaft, die Zielgruppen zu versorgen, begünstigt die Ausbeutung; frei nach dem Motto: Warum sollen wir als Sozialarbeiter*innen gut bezahlt werden, wenn wir keine großen Profite schaffen? Sozialarbeitende werden geschickt manipuliert, indem ihnen weis gemacht wird, dass Arbeitskämpfe immer auf dem Rücken ihrer Klient*innen ausgetragen werden. Doch damit ist jetzt Schluss. Als Sozialarbeiter*innen stehen wir für unsere Rechte ein!
Wir können unseren sozialpolitischen Auftrag nicht mehr erfüllen, wenn unsere Arbeitsbedingungen nicht verbessert werden: Durch bessere Rahmenbedingungen in den Organisationen, sicher und langfristig finanzierte Projekte in den Trägern und die Anpassung unserer Löhne an den TV-L sowie an die uns schröpfende Inflation! Die Soziale Arbeit ist am Limit! Ob im Amt oder bei freien Trägern:
Gleiche Löhne für gleiche Arbeit!
Soziale Arbeit und Sorgearbeit wird vorwiegend von Frauen geleistet und dient keinen großen Profiten. Das hat zur Folge, dass Sorge- und Erziehungsarbeit gesellschaftlich und materiell geringschätzt wird. Diese unhaltbaren Zustände untergraben damit massiv die Errungenschaften emanzipativer Kämpfe um Menschenwürde und gerechtere Entlohnung.
Die allgemeinen politischen und gesellschaftlichen Prognosen sind angesichts der hohen Kosten, die u.a. durch Corona-Krise, 100 Milliarden für die Aufrüstung der Bundeswehr und den Krieg in der Ukraine verursacht wurden, äußerst düster. Die Erfahrung der vergangenen Jahre hat gezeigt, dass Kürzungen im sozialen Bereich permanent zu befürchten und in Anbetracht der hohen Kosten für Krieg und Krise umso wahrscheinlicher sind. Darum sagen wir: Keine Spardiktate für Krieg und Krise!
Die Soziale Arbeit soll das Leid und die Härte der kapitalistischen Krisen auffangen und abmildern. Zugleich versuchen Bund und Senat permanent die Kosten für die Soziale Arbeit zu drücken. Dies wirkt sich drastisch auf uns als Kolleg*innen und unsere Zielgruppen aus. Viele Kolleg*innen steigen hoch motiviert in den Beruf ein und scheiden nach wenigen Jahren völlig desillusioniert und mit Burnout aus.
Damit muss Schluss sein. Bessere Arbeitsbedingungen statt Burnout und Ausstieg aus der Profession!
Positive Beispiele sind leider nur wenige vorhanden, denn die prekären Arbeitsbedingungen sind mittlerweile trägerübergreifend und bundesweit zu finden. Wer echte Opposition für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen sucht, darf sich auf Geschäftsführungen und Senatsverwaltung nicht verlassen. Nur mit starken Betriebsräten, Betriebsgruppen und gewerkschaftlich organisierten Kolleg*innen können wir gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen und eine gerechtere Entlohnung kämpfen.
Wir fordern:
- Schluss mit Rotstiftpolitik in der Sozialen Arbeit!
- Langfristige, sichere und bedarfsgerechte Finanzierung und Personalausstattung unserer Angebote!
- Ständige Anpassung unserer Löhne an die Inflation!
- TV-L für alle!
Kommt deshalb zur Kundgebung vor das Berliner Abgeordnetenhaus.
15.09.2022 | 08:30 Uhr | vor dem Berliner Abgeordnetenhaus
(Niederkirchnerstraße 5, 10117 Berlin | S+U-Bhf Potsdamer Platz)
Unsere Handreichung „Hart am Limit – Soziale Arbeit im Kapitalismus“ mit unterstützenden Erfahrungen und Positionen zur betrieblichen und politischen Organisierung in der Sozialen Arbeit findet ihr hier.