Kolleg*innen aus dem Solidaritätstreff „Hart am Limit – Soziale Arbeit im Kapitalismus“ rufen zur Teilnahme an der Demonstration „Preise runter“ am 08.10. um 13 Uhr im Wedding auf. Wir teilen den Aufruf sehr gerne und freuen uns über dessen Verbreitung über gewerkschaftliche, betriebliche und persönliche Kanäle und Kontakte! Die weiteren Informationen zum Solidaritätstreff am 19.10. um 19:30 Uhr folgen bald über unsere Webseite!
Heftige Preissteigerungen bei Lebensmitteln und Energie, Tanken und Miete sind ein Angriff auf unsere Lebensbedingungen als lohnarbeitende Klasse, der uns als Sozialarbeiter*innen gleich auf zwei Ebenen betrifft:
Einerseits sind wir auf Arbeit, in unserer Praxis, tagtäglich mit den sozialen Auswirkungen der kapitalistischen Gesellschaft konfrontiert. Hier sehen wir, wie die Inflation und die Energiekrise sich zusätzlich auf die prekärsten Lebenssituationen unserer Adressat*innen auswirken. Die, die ohnhin nicht wissen, wie lange sie noch die Miete in dieser Stadt zahlen können, müssen sich jetzt auch noch damit auseinandersetzen, ob sie kommenden Winter frieren oder hungern müssen. Das verunmöglicht schon jede sinnvolle sozialarbeiterische Intervention im Vorhinein. Wir können keine gute Sozialarbeit leisten, wenn unsere Adressat*innen von ihren materiellen Lebensbedingungen gelähmt oder gar existenziell bedroht werden.
Auf der anderen Seiten sind wir auch selbst Lohnarbeiter*innen und wir sind auch selbst betroffen von bedrohlichen Preissteigerungen in allen Bereichen. Unsere Arbeitsverhältnisse, geprägt von chronischer Unterfinanzierung, Personalmangel, immer höherem Arbeitsdruck erschweren uns das Leben zusätzlich. In diesen Bedingungen bleibt uns oftmals keine andere Wahl als die zwischen Burnout und Teilzeit. Bei schlechter Bezahlung und starker Inflation bedeutet das die Wahl zwischen Krankheit und (Alters-)Armut. Diese heftigen Belastungen und unsere Reallohnverluste sind die Folgen von Jahrzehnten gezielter, neoliberaler Armuts- und Sparpolitik, die sich in der aktuellen Krise weiter zuspitzen.
Es muss Schluss damit sein, dass wir nach Ausbeutung unserer Lohnarbeit weiter verarmen und immer weniger im Portemonnaie haben!
In dieser Situation entscheidet sich die Regierung durch bisher nicht gedecktelte, hohe Gas- und Strompreise, „Tankrabatte“ und milliardenschwere Rettungspakete, die Profite der Energieunternehmen zu sichern. Sie schnürt ein Budget von 100 Milliarden Euro für Aufrüstung, anstatt sich um die existenzielle Sicherheit von Wohnung und Essen für Millionen von Menschen in diesem Land zu kümmern. Das ist kein Zufall! Die Politik der Herrschenden und Reichen will die Krisenkosten bewusst auf unserem Rücken abladen. Es liegt in der Natur des Kapitalismus, dass die Konzerne nach immer größerem Profit gieren und dabei keinen Halt vor der Ausbeutung von lohnabhängigen Menschen und Umwelt machen. Die Politik der Reichen wird in Krisenzeiten fortgesetzt, egal ob Grüne, SPD oder Union an der Macht sind.
Wir sagen aus unserer doppelten Perspektive der Betroffenheit als Sozialarbeiter*innen: Damit muss Schluss sein! Wir rufen euch dazu auf, mit uns am 08.10. im Wedding auf die Straße zu gehen und unserer Wut über Ausbeutung und die für uns bedrohliche Krise Luft zu machen.
Darum sagen wir: Soziale Arbeit in die Offensive!
- Gute Branchentarif-Löhne und ständiger Inflationsausgleich für alle, egal ob in „freier“ oder kommunaler Trägerschaft!
- Wir fordern politische Maßnahmen für uns Lohnabhängige, die die Inflation konkret abmildern; für uns, unsere Adressat*innen und die Schwächsten unserer Gesellschaft!
- Reiche besteuern!
- Energieversorgung vergesellschaften!
- Mieten deckeln und konsequente Umsetzung des erfolgreichen Volksentscheides „Deutsche Wohnen & Co enteignen!“
- Grundversorgung sichern statt Umverteilung der Krisenlasten nach unten!
Kommt mit uns als Kolleg*innen der Sozialen Arbeit auf die Demonstration!
Wir treffen uns am 08. Oktober 2022, um 13 Uhr, auf dem Leopoldplatz (U6/ U9), am roten Hochtransparent mit der Beschriftung: „Soziale Arbeit in die Offensive!“
Bereits zuvor könnt ihr kostenlos Werbematerialien wie Plakate, Flyer, Aufkleber und vieles mehr für Eure Betriebe, Wohnhäuser und Kieze abholen. Diese liegen zu den Öffnungszeiten im Kiezhaus oder bei unserer Tresenveranstaltung aus. Weitere Informationen zur Veranstaltung „Preise runter!“ findet ihr hier.