Wir trauern um Biplab, einen Freund und Wegbegleiter, der überraschend in der Nacht zum 14.03.2024 verstorben ist. Wir sind mit unseren Gedanken bei seiner Familie und seinen Freund:innen.
Als »Hände weg vom Wedding!« trauern wir nicht nur um einen aufrechten Kämpfer gegen institutionellen Rassismus und für eine Welt frei von Ausbeutung und Unterdrückung, sondern um einen bodenständigen Intellektuellen und Wegbereiter.
Biplab hat uns seit 2013 – zu Beginn unserer Arbeit im Wedding im Rahmen der gemeinsam durchgeführten Kampagne »Stop Racial Profiling« – stark geprägt. Immer wieder führten uns unsere Wege zusammen. Besondere Wegmarken waren der Widerstand gegen die »kriminalitätsbelasteten Orte (kbO)«, rechtliche Sonderzonen der Berliner Polizei, die wir gemeinsam als Teil der Kampagne »Ban Racial Profiling« im Jahr 2017/2018 problematisierten und in der Öffentlichkeit bekannt machten. Gemeinsam mit anderen reflektierten wir die Bedingungen und Möglichkeiten, unter denen wir uns zusammenschließen können, um der Bedrohung und Realität von rassistischer Polizeigewalt nachhaltig zu begegnen. Biplab war dabei immer aufgeschlossen und engagiert, eine beeindruckende Antriebskraft. Er war beharrlicher Initiator, Impulsgeber und packte, soweit es ihm möglich war, selbst mit an.
Vielen, die nicht wie er, in die Lage kamen die eigenen Erfahrungen in organisierten Widerstand zu überführen, verlieh er eine Stimme. Hier und jetzt konkrete Verbesserungen zu schaffen, nicht ablassen von der öffentlichen Kritik, war für ihn zentral. Auch die Zuspitzung der Verhältnisse, welche immer wieder Todesfälle in Polizeigewahrsam produzierten, veranlassten ihn sowie seine Netzwerke und seine Mitkämpfer:innen nicht dazu, den Kopf in den Sand zu stecken. Ganz im Gegenteil. Mit der bundesweiten Kampagne »Death in Custody«, welche an den internationalen Kampf gegen die strukturellen Ursachen für Tode in (Polizei-)Gewahrsam anknüpfte, wurde die politische Zusammenarbeit 2019 weitergeführt.
Der Mord an George Flyod 2020 in den USA führte dabei auf grausame Art und Weise zu einer gesteigerten Aufmerksamkeit dieser Zustände, wie sie auch zum Alltag der Bundesrepublik gehören.
Biplab arbeitete für ein nachhaltiges Netzwerk, in dem betroffene Communities und ihre Angehörigen, solidarische Gruppen und Unterstützer:innen von den bisherigen Angriffen von Polizei und Staat lernen, effektiv Öffentlichkeitsarbeit koordinieren, langfristig Unterstützung aufbauen und unabhängige Aufklärung gegen die Vertuschungs- und Relativierungspraxis des Staates vorantreiben können. Nie wurde dabei der Widerstand gegen die unterdrückerischen kapitalistischen Verhältnisse aus dem Blick verloren.
Viele von uns aus der Stadtteilorganisierung haben Biplab bei diesen Kampagnen und Aktionen kennengelernt. Wir wollen hier ein paar persönliche Erinnerungen teilen:
»Die wenigen, aber intensiven Begegnungen blieben mir im Gedächtnis. Auch wenn wir uns manchmal Monate nicht sprachen, wusste ich, dass wir uns ohne langes „warm werden” schnell Ideen und aktuellen Fragen widmen konnten. Ich wusste, er brannte für das, was er tat und dass er immer ein offenes Ohr hatte. Ich war inspiriert von seinem warmherzigen, wertschätzenden und dabei zielstrebigen Umgang.«
»Ich habe Biplab das erste Mal für ein Interview getroffen. In kurzer Zeit hat er, herzlich und prägnant, meine Meinung zum Thema Racial Profiling, bis heute, geprägt.«
»Ich habe Biblap als Vertreter der Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt kennengelernt. Biblap ist ein Vorbild für viele, die sich gegen die rassistische Unterdrückung und Ungleichbehandlung zur Wehr setzen.«
»Biplab war, besonders in den ersten Jahren meiner Politisierung, eine prägende Bezugsperson. Er hat eine meiner ersten politischen Gruppen, in der ich lange Jahre aktiv war, mitbegründet. Auch später kreuzten sich unsere Wege immer wieder. Viele meiner engsten Genossinnen und Freundinnen hätte ich ohne seine Arbeit nicht kennengelernt. Seine Kraft, sein Wissen, sein Mut und sein Humor bleiben mir für immer im Herz und in den Gedanken.«
Biblab, wir danken dir für deine Standfestigkeit, dein unermüdliches, für uns prägendes Engagement und die wertvollen Erfahrungen, die du mit uns teiltest. Eine riesige Lücke ist entstanden.
Im Sinne der Losung »Erinnern heißt Kämpfen«, werden wir dich in unseren Herzen und Köpfen weiterleben lassen. Wir versprechen: Wir werden den Kampf gegen Rassismus und Unterdrückung, Ausbeutung und Ungerechtigkeit nicht aus den Augen verlieren und sie ebenso beharrlich fortsetzen. Du bist unvergessen.
Rest in Power!
»Hände weg vom Wedding!«, März 2024