Im Jahr 2019 organisierten wir zum ersten Mal das Gedenken, anlässlich des runden Jahrestages zu 90 Jahre Weddinger Blutmai von 1929. Knapp 100 interessierte Nachbar*innen kamen am 1. Mai zum Nettelbeckplatz um an einem kleinen Gedenkspaziergang teilzunehmen. Am Gedenkstein Uferstraße/Ecke Wisenstraße, einem Ort des Widerstands von 1929, wurden Nelken und ein Kranz niedergelegt. Dort gedachten die Teilnehmenden den im Wedding von der Polizei, unter dem Kommando des Polizeipräsidenten Zörgiebel (SPD), getöteten Arbeitern.
Danach ging es mit Nachbar*innen in das Kiezhaus Agnes Reinhold zur Lesung einzelner Passagen aus dem Buch „Barrikaden am Wedding“ von Klaus Neukrantz. Der Roman beschreibt aus Arbeiter*innen und Kiezperspektive den Widerstand und das Geschehen rund um die Berliner Maitage 1929 (Video).
Mittlerweile ist das Gedenken jährlich ein fester Bestandteil unserer Arbeit geworden. Auch um den Widerstand heute in Bezug zu den Kämpfen vor 100 Jahren zu setzen.
Hier die Aufrufe aus den letzten Jahren:
2021 / 2022 / 2023 / 2024
Die Ankündigung:
Liebe Nachbar*innen, 90 Jahre ist es her, da war ordentlich was los am 1. Mai 1929, bei uns im Wedding. Und genau wie heute nutzten auch damals schon Arbeiter*innen, Nachbar*innen und alle Unterdrückten diesen Tag, um auf die Straße gehen.
Der Wedding war schon immer ein Ort, an dem die Ausgebeuteten und Abgehängten dieser Gesellschaft lebten. Daher waren diese Proteste zum 1. Mai 1929 im Wedding besonders groß und kräftig. Hundertausende wollten damals auf die Straße. Ihre Themen waren ähnliche wie heute: zu hohe Mieten, zu niedrige Löhne, Stress mit der Polizei und vieles mehr. Auch damals schon war der Protest den Herrschenden ein Dorn im Auge. Sie schickten, angeführt von dem damaligen Polizeipräsidenten Zörgiebel (SPD), ihre Schlägertrupps. Es wurden aus ganz Deutschland Polizisten zusammengezogen. Ihnen wurde eingetrichtert, in Berlin die „kommunistische Gefahr“ niederknüppeln zu müssen. Was dann folgte, ist als sogenannter „Blutmai“ in die Geschichte eingegangen. Die Polizei richtete ein Blutbad unter den Weddinger Arbeiter*innen an. Diese wehrten sich, doch es blieb ein ungleicher Kampf: Mindestens 33 Arbeiter*innen zahlten mit ihrem Leben. Die Polizei verschoss über 12.000 Schuss scharfe Munition, teilweise auch direkt durch die Fenster der Wohnungen, die einfach an der Straße lagen.Wir wollen zusammen mit euch diese Geschichte wieder sichtbar machen. Dazu laden wir euch am 01. Mai 2019 ein, mit uns einen Stadtspaziergang durch unseren Kiez zu machen. Wir gehen an die Orte, an denen vor 90 Jahren schon Weddinger Arbeiter*innen kämpften. Wir wollen dabei aus der Geschichte lernen. Unsere Kämpfe gelten heute steigenden Mieten, rassistischen Polizeikontrollen und Ausbeutung auf der Arbeit. Es sind (fast) die gleichen wie damals.
90 Jahre Weddinger Blutmai 1929 und antifaschistischer Widerstand
Unter der Kategorie Erinnerung dokumentieren wir Teile der Weddinger Widerstandsgeschichte gegen Faschismus, Ausbeutung und Unterdrückung. Wir konzentrieren uns auf lokale Personen, Orte und Ereignisse die aufzeigen, welche reiche Geschichte des Widerstands unseren Stadtteil prägen. Bisher konzentrierten wir uns insbesondere auf die Arbeiter*innenbewegung.