Am vergangenen Freitag, den 30.04.2015 gingen mehr als 5000 Menschen gegen Rassismus und soziale Ausgrenzung in Berlin-Wedding auf die Straße.
Unter dem Slogan „Organize“ stand die Selbstorganisierung gegen (rassistische) Polizeikontrollen, sog. „Racial Profiling“; bspw. an Verkehrsknotenpunkten, steigende Mieten, Zwangsräumungen, die Privatisierung öffentlicher Räume sowie für eine solidarische Gesellschaft auf der Agenda. Jenseits der forcierten kapitalistischen Verwertung der Stadt im Zuge der, sich in aller Munde befindlichen, Gentrifizierung, wird die Selbstorganisierung „von unten“ jenseits von Parteien und Parlamenten immer notwendiger. Am Rande der Demonstration kam es zu einem Übergriff türkischer Nationalisten auf einzelne Teilnehmer*innen. Dieser Vorfall zeigt sehr deutlich, dass insbesondere Rassismus und Nationalismus auch in Wedding und Berlin nach wie vor ein Problem darstellen. Begleitet wurde die Demonstration von einem teilweise massiven Polizeiaufgebot. Trotz des friedlichen Verlaufs der letzten Jahre rückte die Berliner Polizei nicht von ihrer Einschüchterungs- Strategie ab. Dennoch solidarisierten sich zahlreiche Nachbar*innen mit den Anliegen von „Hände weg vom Wedding“.
Der Kampf um die Zahlen
Amüsiert konnten wir im Laufe der Demonstration sowie im Nachgang feststellen, wie seitens der Presse sowie der Berliner Polizei die Teilnehmer*innenzahl immer weiter nach unten gedrückt wurde. In Zeiten der zunehmenden sozialen Polarisierung soll deutlich nach außen vermittelt werden: die stadtpolitischen Bewegungen hätten keine gesellschaftliche Basis. Die alltäglichen Kämpfe in unseren Kiezen und Betrieben stehen dieser politisch gewollten Lüge entgegen.
Aktionswoche
Bereits im Vorfeld der antikapitalistischen Demonstration gab es ab dem 24.April eine Veranstaltungsreihe, welche vorrangig dem Austausch und der Vernetzung der Anwohner*innen diente. Hier wurde sich über globale Widerstandsperspektiven ausgetauscht und die im Kapitalismus erwünschte Vereinzelung der Individuen zumindest partiell überwunden werden.
30. April und 1. Mai- Wie weiter?
Der Weg aus der eigenen Krise ist schwer, aber nicht unmöglich zu bewältigen. Er fängt bei jeder einzelnen Person an. Wenn euch was nicht passt, macht die Fresse auf und rebelliert. Rebelliert gegen rassistische Kommentare in der Bahn, rebelliert gegen verdammte Bullenkontrollen, rebelliert gegen Jobcenter-Bescheide, blockiert Zwangsräumungen! Linke Positionen müssen wieder im Alltag sichtbar werden. Dort muss unser Kampf anfangen. Aber er darf nicht da stehen bleiben. Damit der spontane Aufschrei nicht verpufft, müssen wir uns dauerhaft mit anderen zusammen schließen. Aus einer Stimme müssen zigtausende werden. Es geht nicht nur darum eine Zwangsräumung zu verhindern, sondern die dahinter liegende Logik zu bekämpfen. Gemeinsam kann es uns gelingen eine dauerhafte Gegenmacht zu organisieren. Die Basis dafür ist umfassende Solidarität. Dabei ist es wichtig, auch über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen. Die Ansatzpunkte für linke Politik liegen auf der Straße. Wir müssen nur wieder lernen, sie aufzunehmen. Eine solche Demo sollte also nicht nur als linkes Event gesehen werden. Sie sollte als Ansatzpunkt für Vernetzung betrachtet werden. Wann kommen ansonsten so viele unterschiedliche Menschen mit dem gleichen Ziel zusammen? Dieses Potential gilt es nutzen. Die Wut muss gemeinsam in den Alltag überführt werden und andere Menschen müssen damit angesteckt werden – in unseren Häusern, unseren Vierteln, in den Betrieben, auf den Ämtern. Wir haben 363 Tage mehr zu kämpfen, als an diesen Tagen…
Für uns als „Hände weg vom Wedding“ ist das der Kern revolutionärer Organisierung. Organisiert euch – Jeden Tag! Organize- everyday!