Wasserschlacht gegen Dehydrierung und Gentrifizierung

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Am Dienstag den 07.07.15 fanden sich am frühen Abend ca. 35 Menschen auf dem Leopoldplatz zu einer Wasserschlacht gegen Dehydrierung und Gentrifizierung ein. Bewaffnet mit Wasserbomben, Eimern und Spritzpistolen wollten sie ein Zeichen gegen steigende Mieten, Verdrängung und Privatisierung von öffentlichen Plätzen setzen und sich zusätzlich noch ein bisschen von der Hitze abkühlen.

Auf dem Platz angekommen mussten die Aktivist*innen aber feststellen, dass der sonst so stetig vor sich hin sprudelnde Brunnen auf dem Leopoldplatz ausgestellt war. Die Begründung dafür folgte auch sofort durch heraneilende Mitglieder der Evangelischen Nazarethkirchengemeinde. Die Vertreter*innen des „Allmächtigen“ waren der Meinung, dass der Brunnen und der Platz vor der Kirche ihnen gehöre. Deswegen sei der Brunnen ausgestellt worden. Die Kirche drohte den Teilnehmer*innen den Platz zu räumen, sollten die Wasserbomben fliegen. Trotz des öffentlichen Charakters des Platzes hatte die Kirche zuvor wiederholt linke politische Veranstaltung dort verboten.

Davon ließen sich dich Aktivist*innen aber nicht abschrecken und begannen mit den mitgebrachten Wasservorräten die feucht-fröhliche Kundgebung. Daraufhin alarmierten die Büttel des Herrn die Büttel des Staates, die auch wenig später eintrafen. Die Polizei unterbrach dann im Auftrag der Kirche die Veranstaltung. Dies hatte aber zur Folge, dass sich viele Passant*innen und Nutzer*innen des Platzes mit den Aktivist*innen solidarisierten. Trotz des Wetters entflammte eine hitzige Diskussion. Die Bullen wirkten etwas hilflos – waren aber ausnahmsweise mal freundlich – und es schien, als würden sie sich das erste Mal Gedanken darüber machen, wessen Rechte sie da eigentlich verteidigen. Die Vertreter*innen der Kirche sahen sich aufgrund der Solidarität genötigt, ihren Vorgesetzen anzurufen. Und so sprach dann Sebastian Bergmann das Machtwort: Die Aktivist*innen hätten den Platz zu räumen. Göttliche Begründung: Zu viel Müll durch die Kundgebung. Dass dies völlig absurd ist, wird jeder*m klar, die*der schon mal über den vorderen Teil des Leopoldplatzes flaniert ist. Während der ganzen Diskussion spielten Kinder und Aktivist*innen munter auf dem Platz.

Als dann die Wasservorräte zur Neige gingen, beschlossen die Aktivist*innen kurzer Hand auf den Nettelbeckplatz auszweichen, ohne es sich aber nehmen zu lassen anzukündigen, dass dies sicher nicht die letzte Aktion gegen Privatisierung von öffentlichen Plätzen war. Auf dem Nettelbeckplatz konnte die Wasserschlacht dann ungehindert weitergehen und einige Nutzer*innen des Platzes beteiligten sich spontanan der Aktion. Dies wird sicher nicht die letzte solcher Aktionen gewesen sein. Denn wenn private oder religiöse Institutionen entscheiden können, wer wann und wie auf öffentlichen Plätzen (selbst wenn sie privatisiert wurden) demonstrieren oder Veranstaltungen durchführen darf, können wir nicht einfach weg sehen. Lasst uns zusammen die Stadt zurück erobern. Für eine solidarische Stadt von unten!

Kleiner Nachtrag: Am nächsten Tag sprudelte der Brunnen wieder fröhlich, als auf dem abgesperrten Leopoldplatz eine Veranstaltung für geladene Gäste stattfand, die noch dazu von Gesobau gesponsort wurde.

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