Wir haben in den letzten Wochen Orte veröffentlichtan denen Neubauten im Wedding errichtet werden. Diese Gebäude sind aus unserer Sicht Teil eines sich ständig schärfenden Aufwertungsprozesses im Wedding und ganz Berlin. Über diese Orte haben wir nicht nur virtuell sondern auch mit Plakaten im Straßenbild informiert. Auf unsere kleine Kampagne gab es viele und sehr unterschiedliche Reaktion: Manche waren wütend über die Projekte oder wollten wissen was nun dagegen getan werden kann. Andere wiederum waren Eigentümer*innen und Betreiber*innen, die uns anschrieben und unsere Aussagen kritisierten. Wiederum andere freuten sich, dass an den Ort „endlich mal was hinkommt“ oder sie kritisierten lediglich die Architektur der Bauten.
Einwände, die gegen die Kritik an Neubauten angebracht werden, sind zahlreich: Die Aussagen reichen von „man solle nicht immer alles Neue verteufeln„, über „da darf eben nur Gewerbe gebaut werden“, bis hin zu der Aussage, dass „jede neue Wohnung den Markt entspannt“. Bei all diesen Argumentationen wird aber die entscheidende Frage ausgeblendet: er baut hier und für wen?
Zunächst wollen wir diese Frage für die drei unterschiedlichen Typen von Orten der Verdrängung beantworten, die wir bisher veröffentlicht haben: „Studi-Apartments“, Atelierhäuser und Geschäfts-/Bürogebäude. In der Zukunft werden auch noch weitere Typen dazustoßen.
Die sogenannten Studi-Apartments
Ob „Campus Viva I & II“, „CrescoCapital Student Housing “, oder die Neubauten auf dem ehemaligen Gelände des Stadtbads Wedding: Überall im Wedding werden sogenannte Studi-Apartments hochgezogen. Das Geschäftsmodell dieser kapitalträchtigen Investition ist in jedem Fall dasselbe: s werden möglichst viele Zimmer auf möglichst kleinem Raum errichtet. Diese
Die Atelierhäuser
Auch der Neubau von Atelierhäusern ist immer öfter im Wedding zu beobachten, wie LOBE-Block Die Investierenden hängen sich oft einen soziale Mantel um, bauen aber häufig ohne Einbindung Bewohner*innen. Ihre sind oft nur für eine kleine zahlungskräftige Klientel erschwinglich
Teilweise werden die n von klassisch prekären Pionieren wie im Falle des Stadtbad genutzt Da lobt schon mal der Investor die „Street Art“ an der Wand und die Käufer*innen erfreuen sich an der „tollen sozialen und multikulturellen Mischung“.
Bedeutend für die Ignoranz gegenüber den Zuständen in der Nachbarschaft ist das Unverständnis dieser Eigentümer*innen in bezug auf ihre Rolle für ihren ausgewählten „Standort“.
Während sie einen liberalen Kunstbegriff haben, der nicht nur entpolitisert ist, sondern vielmehr auch der Kommerzialisierung des „Kunststandortes Wedding“ dient, muss ein Bewusstsein geschaffen werden, dass auch ihre Kunstprojekte nicht im luftleeren Raum entstehen und sich verkaufen.
Eine stadtteilpolitische Kritik an dieser kommerzialisierten Kunstpolitik kann genau diesen Mangel an zumindest teilweise einfordern, dass die Bewohner*innen der Kieze mit ihren Bedürfnissen durch die Projekte gestärkt werden können. Praktischer Support durch das Aufgreifen und Fördern von sozialen Kämpfen wäre sicherlich ein interessanter erster Ansatz.
Geschäfts- und Bürogebäude
Auch Geschäfts- und Bürogebäude sind oft Teil eines Verdrängungsprozesses und folgen der gleichen kapitalistischen Logik. Hier werden oft nicht direkt Wohnungsmietende verdrängt, sondern ewerbe . Durch bundes- und landeseigene Großprojekte wie dem Programm „Aktive Zentren“, welche kapitalkräftige Händler*innen (sogenanntes gehobeneres Marktsegment) in die Gewerberäume locken , soll auch die im Rahmen der neoliberalen Stadtaufwertung hinzuziehende Klientel mit Konsumgütern und Dienstleistungen versorgt werden. Im Wedding ist hier besonders die Müllerstraße betroffen, welche von der Stadtplanungsagentur Jahn, Mack und Partner strategisch analysiert wird. Daraus werden Konzepte für Bezirk und Land erarbeitet, wie Aufwertungen von Gewerberäumen gesteuert werden können. Ob das zugunsten der marginalisierten Bevölkerung passiert, darf wohl bezweifelt werden. Zugleich werden „Mitmachfallen“, pseudo-demokratische Beteiligungsgremien geschaffen, die diesen Prozess nach außen hin noch legitimieren sollen. im März aufgerufen
Neubauten ließen sich viel günstiger errichten und die Menschen in den betroffenen Kiezen hätten mehr davon, wenn sie nicht auf maximale Rendite ausgerichtet würden. Über die Zukunft des sozialen Wohnungsbaus wird aktuell viel debattiert. Statt aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen, folgt gerade Ratlosigkeit über alle Parteien hinweg. Das aktuelle Dilemma der noch bestehenden Sozialwohnungen, die aus der Anschlussförderung hinauszufallen drohen, Gefahr laufen auf dem freien Wohnungsmarkt für vielfach höhere Mieten vergeben zu werden, kann letztlich nicht mit mehr Marktwirtschaft und gesetztlichen Regulierungen erfolgreich bekämpft werden. Damit die Neubauten auf die Bedürfnisse der Bevölkerung abgestimmt werden, ist natürlich deren Mitbestimmung notwndig. Die wiederum braucht eine gute Organisierung der Menschen in den Kiezen. Die bestehenden Strukturen wie die Berliner Mietergemeinschaft und „Hände weg vom Wedding“ können genutzt und ausgebaut werden. Strukturen wie beispielsweise Hausräte, Kommunalräte oder vorerst eigene stadtteilpolitische Initiativen können geschaffen werden.
Am Beispiel der Weddinger Koloniestraße zeigte sich, wie tendenziell mietenpolitische Kämpfe über alle gesellschaftlich geschaffenen Grenzen selbst organisiert werden können.
Die staatlichen Institutionen haben die derzeitigen Neubauten genehmigt, und sorgen durch die Verteidigung der Eigentumsrechte an Investor*innen sowie die Durchsetzung von Zwangsräumungen aktiv für Verdrängung marginalisierter Mieter*innen. Deshalb müssen sie ersetzt werden durch Basisorganisationen der Kiezbewohner*innen.
Falls ihr selbst solche Projekte in eurem Kiez wahrnehmt, schreibt uns und/oder kommentiert die Beiträge. Organisieren wir uns gemeinsam gegen den Ausverkauf der Stadt und unserer Kieze.
Die bisher veröffentlichten Neubauten:
Campus Viva Berlin 2, Koloniestraße 11-12
Frankenstein Consult – Ein Immobilienmonster frisst die Stadt!
“The Green View”, Gerichtstr. 37
Ihr seid selbst von Verdrängung betroffen und/ oder möchtet Euch gegen Mietenwahnsinn einbringen? Kommt zum nächsten Treffen vom #NetzwerkZusammenfürWohnraum.
Kampagne: Verdrängung beginnt hier!